Geschichte des Olivenbaums


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Der Olivenbaum (Olea europaea, Stammpflanze Oleaster) ist eines der schönsten und robustesten Bäume, die die Natur hervorgebracht hat. Er gehört zur Familie der Ölbaumgewächse und ist der einzige von ihnen, der genießbare Früchte hervorbringt.

Seine lanzettlichen Blätter haben einen glatten Rand, sind auf der Vorderseite dunkelgrün und besitzen eine typisch glänzende, lederartige Oberfläche, während ihre Unterseite weißlich ist. Der Olivenbaum ist immergrün und seine Blätter haben eine Lebensdauer von etwa zwei bis drei Jahren.

Die Frucht des Olivenbaumes ist die Olive, eine kleine, eiförmige Steinfrucht, deren Geschmack sehr bitter ist. Ihre ursprüngliche Farbe ist ein gelbliches Grün, das allmählich ins Violette wechselt je mehr sie heranreift, um schließlich bei vollkommener Reife ins Schwarze überzugehen. Das Fruchtfleisch ist ölhaltig und umschließt einen Kern, der den Samen enthält.

 

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Der Baumstamm ist knorrig und dick, hat eine breite, verzweigte und nicht allzu hohe Krone. Der Olivenbaum braucht viel Sonne, weswegen er hauptsächlich im Mittelmeerraum und in gemäßigten Klimazonen vorkommt. Der Boden muss tief und trocken sein. Als ausgewachsener Baum kann er - je nach Gegend und Klimazone - eine Höhe von 10 bis 25 Metern, und einen Durchmesser von 8 bis 10 Metern erreichen. Hingegen wird er für gewöhnlich alle zwei oder drei Jahre gestutzt, um ihn auf 4 bis 8 Metern Höhe zu halten.

Erst nach acht bis neun Jahren bringt er die ersten Früchte hervor; der Ernteertrag steigert sich jedoch mit zunehmendem Alter bis der Baum 35 bis 40 Jahre alt ist. Nach 65 bis 80 Jahren stabilisiert sich der Ernteertrag und nimmt dann allmählich ab.

Die Holzindustrie verwendet den Olivenbaum um Möbel und Gebrauchsgegenstände von langer Haltbarkeit herzustellen, da sein Holz sehr hart ist und Eleganz mit Robustheit vereint.

Die Oliven für die Ölgewinnung werden normalerweise Anfang November bis Ende März geerntet, während die für den Verzehr bestimmten Oliven Endes des Sommers und im Herbst geerntet werden.


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Der Olivenbaum in den antiken Zivilisationen

EDer Olivenbaum ist ein Jahrtausende alter Baum, dessen Ursprung noch unklar ist. Man hat in Afrika fossilisierte Blätter von Olivenbäumen aus der Altsteinzeit gefunden (53.000 v. Chr.). In Spanien stammen die ältesten Funde aus der Jungsteinzeit (5.000 v. Chr.) und wurden in Garcel (Almería) gemacht.

Man hält den gegenwärtigen Olivenbaum (Olea europaea) für ein Hybrid aus drei verschiedenen Spezies: Olea africana (Arabien und Ägypten), Olea laperrini (Südmarokko) und Olea ferruginea (Kleinasien).

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Am wahrscheinlichsten ist, dass Anfang des Neolitikums (6.000 v.Chr.) in Ostanatolien die ersten Olivenbäume als Nutzbäume gehalten wurden, in einem Gebiet, das im Westen durch Persien, im Süden durch die syrisch-irakische Grenze und im Norden durch die Ausläufer des Berges Ararat begrenzt wird, ganz in der Nähe wo die Arche Noah nach der Sintflut niederkam., wie im Buch Genesis des Alten Testaments geschildert wird: "...und im siebten Monat, am siebzehnten Tage des Monats, ruhte die Arche auf den Bergen von Ararat" und "Die Taube kam... zu ihm zurück, und siehe, sie trug ein frisches Blatt von einem Ölbaum in ihrem Schnabel."

Der Olivenbaum scheint seit je her mit dem mediterranen Kulturraum verbunden. Die ersten organisierten Pflanzungen scheint es in Syrien, Palästina, Ägypten, dem Libanon und auf der Inselgruppe der Kykladen, insbesondere auf Kreta gegeben zu haben, wo die ersten Ölbäume anscheinend in der Jungsteinzeit (5000 v.Chr.) vorkamen. Die frühesten schriftlichen Zeugnisse des Öls bilden die Linear-B-Tafeln, die die wichtigsten archäologischen Beweisstücke für den hohen Stellenwert des Olivenöls im Kreter Handelswesen zu Zeiten des Königs Minos um 2500 v.Chr.

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Später breitete sich der Ölbaum allmählich in Griechenland und Italien aus, und hielt schließlich auch in den restlichen Mittelmeerländer wie Tunesien, Algerien, Marokko und endlich auch - über die Phönizier - in Spanien Einzug.

Der Anbau des Olivenbaumes in Ägypten kann bereits während der 18. Dynastie (1580-1320 v.Chr.) ab 2000 v.Chr. nachgewiesen werden, insbesondere im Küstenstreifen von Alexandria bis Fayoum. Zu Zeiten der Pharaonen wurde Olivenöl für die Tempelbeleuchtung verwendet. Die ägyptische Kultur war überhaupt die Erste, die eine Ölgewinnung mittels natürlicher mechanischer Vorgehensweisen durchführte und Methoden einsetzte, die das Prinzip der heutigen Ölproduktion bilden. In jenen Zeiten wurde das Öl bereits in verschiedenster Weise genutzt. So wurde es zum Anmachen von Salat verwendet, aber auch zur Beimischung ins Badewasser wurde es gebraucht. In der Zeit zwischen 980 und 715 v.Chr. wurden Olivenbaumzweige zu Kronen geflochten um damit Mumien zu krönen. So hat man entsprechende Verzierungen an Pharaonengräbern entdeckt, wie beispielsweise die sogenannte "Krone der Gerechtigkeit", die die Stirn des Tutenchamuns zierte.

Auf einem Bild eines ägyptischen Grabes aus dem Jahre 1500 v.Chr. kann man einige Sklaven erkennen, die mittels eines Pressvorgangs Öl gewinnen.

 

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Das Olivenöl im antiken Griechenland

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Cerámica Ática:
Ánfora de Vulci
500 años a.C.

 

Das antike Griechenland kannte auch die Wohltaten des Olivenbaumes und pflegte und schützte seinen Anbau mit Hilfe von äußerst strengen Gesetzen: Wer mehr als zwei Bäume ausriss, wurde mit dem Exil und dem Einzug seines ganzen Hab und Guts bestraft. Gemäß der griechischen Mythologie gab es zwischen Pallas Athene, der Göttin der Weisheit, und dem Meeresgott Poseidon einen Wettstreit. Wer von beiden die für den Menschen nützlichste Sache erschüfe, würde das Recht erhalten, der Stadt, die Kekrops, der erste König Attikas, gegründet hatte, seinen Namen zu verleihen. Poseidon schuf das Pferd, Symbol für Kraft und Schönheit und Transportmittel für den Menschen. Athene pflanzte ihren Speer in die Erde und ließ einen Olivenbaum hervorsprießen, "...dessen Früchte nicht nur schmackhaft seien, sondern auch einen außerordentlichen Saft hervorbrächten, der den Menschen zur Speise, zur Abheilung ihrer Wunden und der Stärkung ihres Leibes diene." So wurde Pallas Athene von Zeus dazu erwählt, ihren Namen dem neugegründeten Athen im antiken Griechenland zu verleihen.

Bei sportlichen Wettkämpfen in Athen erhielten die Sieger der Panathenäen das ganze Öl jener attischen Pflanzungen, die Minerva geweiht waren, so wie eine Krone aus den Zweigen des Ölbaumes, den Herkules auf dem Olymp gepflanzt hatte.

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Der Olivenbaum in der Bibel

Der Olivenbaum und seine Früchte, die Oliven, kommen in der Bibel häufig vor, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament.

Zum ersten Mal wird es im Exodus erwähnt, als Jahwe an Moses die Weisung erteilt: "Gebiete den Israeliten, dass sie dir reines Öl aus gestoßenen Oliven für den Leuchter bringen, damit man beständig Lampen aufstellen kann."

Von Anfang an werden die heilenden Eigenschaften des Olivenöls erkannt, und diesem hing ein sakraler und mythischer Ruf an. So wurde es in vielen antiken Kulturen zur Salbung des Königs, des Pontifex und der Hohepriester verwendet. Im Falle der Juden ist sein Gebrauch als sakrales Element seit je her klar geregelt, und darf nur bester Qualität sein, um Reinheit symbolisieren zu können.

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Der Olivenbaum in Spanien

In Spanien wird der Olivenbaum höchstwahrscheinlich von den Phöniziern eingeführt, die Ende des 2. Jh. v.Chr. mit der Eroberung des westlichen Mittelmeerraumes begannen. Anfangs war ihr Einfluss noch gering, doch gegen Ende des 7. Jh. v.Chr. erfuhr die phönizische Kultur eine Hochblüte, was auch zu einer weiteren Verbreitung des Olivenbaumes und der Ölgewinnungsmethoden führte.

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Das antike Rom:
Das römische Imperium (Ende des 3. Jh. v.Chr.) war das Goldene Zeitalter des Olivenbaumes in Spanien, da sein Anbau sehr stark ausgeweitet wurde.

Aus dieser Zeit stammen mehrere Abhandlungen über die Landwirtschaft, wie die des Columella (1. Jh. v.Chr.), in der beschrieben wird, wie der Olivenbaum zu pflegen ist, wie man die Oliven erntet und das Öl gewinnt, und welchen Nutzen dieses hat. Das älteste überlieferte Kochbuch verdanken wir Apicius (1. Jh. n.Chr.), das zahlreiche Rezepte beinhaltet, die Olivenöl verwenden.

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Der Anbau des Olivenbaums verbreitete sich derart, dass es das ganze Guadalquivirbecken mit Olivenhainen füllte, wobei Kordyba (Cordoba) die Provinz war, die im Süden der iberischen Halbinsel die größte Anzahl an Bäumen vorwies. Später fing man an, den Guadalquivir als Transportweg für das Öl aus Stätten mit umfangreicher Produktion zu nutzen. Das heutige Palma del Rio war der Knotenpunkt, von dem aus die Barkassen mit geringem Tiefgang, voll beladen mit Ölamphoren, flussabwärts nach Sevilla fuhren. Dort wurde die Ware auf größere Schiffe verladen, um in andere Mittelmeerländer und insbesondere nach Rom transportiert zu werden.

Plinius beschreibt zwischen 60 und 65 n.Chr. die Wohltaten des Olivenöls aus dem andalusischen Hochland. Es war damals eines der von Rom am meisten geschätzten Rohstoffe, um das herum sich ein blühender Handel und ein reger Export nach der italischen Halbinsel entwickelte. Als Beweis dieser Exporttätigkeit möge der Berg Testaccio, einer der Hügel Roms, gelten, der von 40 Millionen Ölamphoren gebildet wird, deren größter Teil zwischen den Jahren 138 und 260 n.Chr. aus Spanien kam.

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Die Zeit der arabischen Herrschaft

Später erweiterten und förderten die Araber den Anbau des Olivenbaumes in Spanien, denn auch der Koran äußert sich lobend über ihn (24,35). Vor allem ihnen ist es zu verdanken, dass das Olivenöl in die damalige Ernährung Einzug fand.

Die spanischen Wörter "aceituna" (Olive), "aceite" (Öl) und "acebuche" (Ölbaum) sind beispielsweise arabischen Ursprungs; so kommt "aceite" aus dem arabischen "al-zait", was "Olivensaft"·bedeutet, und "acebuche" kommt aus "zebbuj", dessen Wortstamm mit dem Berberwort "azzemmur" verwandt ist. Auch andere spanische Wörter aus dem Bereich der Ölgewinnung stammen aus dem Arabischen wie "almazara" (al-ma`sara), das früher die Olivenpresse, heute die Ölmühle bezeichnet, oder "alcuza" (al-kuza), ein Tongefäß zum Aufbewahren von Öl.

In jener Zeit wurden Methoden der Pflanzung, Beschneidung, Düngung und vor allem des Erntens und der Ölgewinnung vervollkommnet, wovon das Buch der Landwirtschaft des Abu Zacharia zeugt.

Von den Olivenhainen, die sich vor allem in der Gegend von Aljarafe bei Sevilla häufen, sagt der Autor, "…dass die Olivenbäume so dicht beieinander stehen und ihre Zweige sich derart ineinander verflechten, dass Sonnenstrahlen sich kaum zwischen ihnen hindurchstehlen können".

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Der Olivenbaum im Mittelalter

Mit der Vertreibung der Mauren, und später auch der Juden, verlor Spanien viele Experten im Anbau von Olivenbäumen. Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert ging der Verzehr an Olivenöl stark zurück, und es wurden mehr und mehr tierische Fette verwendet, vor allem in den Königreichen Kastilien, Navarra und Leon. In Aragon, Katalonien und Andalusien wahrte das Olivenöl jedoch seine Vorrangstellung.

Das Olivenöl wurde zu einem Nahrungsmittel, das vorwiegend von Ordensleuten und Angehörigen höherer sozialer Schichten verzehrt wurde. Es wurde sogar Teil des Zehnten und der Erstlingsabgaben, die die Pfarreien in andalusischen Dörfern sammelten.

 
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Aufgrund des Bevölkerungswachstums in Spanien und der Bedürfnisse, die der Entdeckung und der Besiedlung Amerikas entsprangen, war im ganzen
16. Jahrhundert der Konsum von Olivenöl hoch. Als im Zeitraum von 40 Jahren der Preis des Öls durchschnittlich um 209 % stieg, förderte dies den Anbau neuer Pflanzungen. Diese Tendenz hielt an, wie eine Grundbucheintragung des Marquis de la Ensenada aus dem 18. Jahrhundert für die Provinzen Sevilla und Cordoba beweist. Eine Befragung der Bewohner von Montoro, Espejo und Santaella hatte 1754 ergeben, dass es in mehreren Dörfern wie Señorío de Aguilar, Rambla und Montoro Ölbaumpflanzungen gab.

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Steinmühlen: Mühlsteine

In jener Zeit erfuhr die Ölgewinnung einige Neuerungen; so wurden die Hebel- und die Schraubenpresse, die windbetriebenen Ölmühlen und das steinerne Rührwerk eingeführt, sowie eine ganze Reihe weiterer Hilfsmittel, die die Qualität des gewonnenen Öls verbesserten.

 
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Mühlsteine

 
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Es wurden gut eingerichtete Keller gebaut, in denen das Öl in großen Bottichen gelagert wurde, die in den Boden eingelassen waren, wo es so lange gelagert wurde, bis die Klärung vollendet war.

 

 

 

 

 

 

 
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Der Olivenbaum in der Neuzeit

Ende des 19. Jh. erfährt die im 18. Jh. begonnene Ausbreitung des Olivenbaumes ihren Höhepunkt. Zu diesem Zeitpunkt nimmt er in Andalusien eine Fläche von 240000 Hektar ein. Aus jener Zeit stammt auch der Olivenhain von Sierra Morena, auf den sich Casas-Deza bezieht, wenn er über das Gemeindegebiet Montoro berichtet: "…seit dem letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts sind weite Landstriche für Ölbaumplantagen bereitgestellt worden."

Gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erhält das Olivenöl erneut bedeutenden Auftrieb, da sein Nährwert und seine positiven Auswirkungen auf die Gesundheit Anerkennung finden. Heutzutage ist es ein grundlegender Bestandteil der Ernährung und als wirksames Mittel gegen degenerative Krankheiten bekannt, insbesondere gegen Artheriosklerose.

In Spanien haben die modernen Bewässerungsanlagen, neue Pflanzungen und der Intensivanbau die durchschnittliche Produktion der letzten Jahre von 750000 Tonnen auf 1400000 Tonnen erhöht. Gleichzeitig wird eine immer bessere Qualität des Öls aufgrund von Verbesserungen bei den Erntemethoden (Schüttelmaschinen) und der Ölgewinnung mittels kontinuierlicher Kelterung mit Dekanter beziehungsweise horizontalen Zentrifugen erreicht.

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Der Olivenbaum in der Literatur

Die spanische Dichtkunst hat dem Ölbaum und allem, was ihn umgibt, zahlreiche Seiten gewidmet. Ein Loblied auf den Ölbaum haben, unter anderem, Cervantes, Lope de Vega und Tirso de Molina gesungen. Letzterer erwähnt sogar in "Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast" die bekannten Olivenhaine. Aber auch andere, modernere Autoren wie Antonio Machado, Federico García Lorca, Miguel Hernández und Pablo Neruda, um nur einige zu nennen, haben den Ölbaum gepriesen.

 

Literaturangaben

1.- Schommer , A.; Piedrahita M. 1994. Tierra de olivos. Ed. Beramar: Eurocolor: Madrid
2.- Diaz Alonso, Al.; C. Lovera Prieto; C. Lobillo Rios 1993. Nuestro Aceite de Oliva. Hg.: Caja Provincial de Ahorros de Córdoba. Cordoba.
3.- Capel, J.C. 2000. El gran libro del Aceite de Oliva. Cajamar. ED. SPAM Servicios S.A. San Sebastián- Guipúzcoa.
Fotos: Einige von ihnen stammen von oben genannten Autoren, die sie uns freundlicherweise überlassen haben.

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